apl. Prof. (i.R.) Dr. rer. nat. habil. Frank Werner

Otto-von-Guericke Universität Magdeburg

Institut für Mathematische Optimierung


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Kurzer Bildbericht zur 24-tägigen Autoreise nach Jalta auf die Krim im Sommer 1989

Eine meiner abenteuerlichsten Reisen führte mich im Juli/August 1989 nach Jalta auf die Krim in der Ukraine. Für die über Intourist gebuchte Reise waren jeweils nur die Hotelunterkünfte vorbestellt, der Rest der Reise verlief individuell. Zunächst musste man im November des Vorjahres persönlich nach Berlin, um bei Intourist am einzig möglichen Tag des Jahres die Reise zu buchen. Wir hatten Glück, und nach einigen Stunden in der Warteschlange waren wir dann erfolgreich und bekamen die Reise verbindlich zugesagt.
Genau zwei Wochen nach Verteidigung meiner Habilitation am 13. Juli 1989 ging es dann am 27. Juli auf die über 7000 km lange Reise - damals aber nicht wie heutzutage mit einem langstreckentauglichen 'Toyota Avensis', sondern noch mit einem 'Trabant 601'. Mit 21-jähriger Verspätung habe ich mich nun entschlossen, noch einige der alten Dias einzuscannen und kurz zu kommentieren.
Zunächst erfolgte die individuelle Anreise mit Zwischenübernachtungen in Vysoke Myto und Kosice (in den 80er Jahren war ich ja praktisch jedes Jahr mal dort sowie ausserdem in der Hohen Tatra oder auch im Slowakischen Paradies) zum Startpunkt Uzhgorod in der Westukraine. Nach (wie damals üblich) mehrstündiger Einreiseprozedur an der Grenze war dann am frühen Nachmittag des 29. Juli endlich das Hotel Zarkapatye im Zentrum Uzhgorods erreicht.


Nach Empfang aller Reiseunterlagen von Intourist, einem Stadtrundgang durch Uzhgorod und gemeinsamer Lagebesprechung (immerhin lagen noch mehr als 6000 km vor uns) entstand dieses Bild im Hotelzimmer des Zakarpatye. Dann ging es über Mukatschewo, die Karpaten, Stry, Ternopol (Übernachtung), Winniza und Zhitomir nach Kiew (Übernachtung).


Wir waren zu viert mit zwei Autos unterwegs und haben dann die zwischen 350 und 500 km langen vorgegebenen Tagesetappen in der Regel so bis 13 oder 14 Uhr absolviert, so dass immer noch ausreichend Zeit für die Besichtigung der jeweiligen Stadt übrig blieb. Das Bild oben zeigt die Hauptstrasse Kiews, den Kreschtschatik. Im Vordergrund sieht man einen der gerade in den Grossstädten sehr weit verbreiteten O-Busse.


Weiter ging es am nächsten Tag nach Poltawa (Übernachtung). Dieses Bild entstand bei der üblichen Besichtigung im Stadtzentrum. Danach ging es nach Saparoshje (Übernachtung) und dann über Melitopol weiter auf die Krim.


Hier sieht man mal das Flair einer der (manchmal sehr seltenen) ukrainischen (bzw. genauer gesagt damals noch sowjetischen) Tankstellen. Um es vorweg zu nehmen: Entgegen aller Unkenrufe im Voraus, dass wir irgendwo in der Weite ohne Benzin liegen bleiben werden, ist uns das nicht passiert (siehe aber auch später den Kommentar zur Rückfahrt). Da man zunächst Öl (heisst im Russischen übrigens genauso wie Butter, nämlich beides 'Maslo') in den Tank giessen musste und dann Benzin im Verhältnis von ca. 1:40 dazu (man sollte nicht ein zu niedriges Verhältnis wählen, um die Kurbelwelle zu schonen), musste man sich schon vorher ausrechnen, wieviel man tanken will (und dann hoffentlich auch soviel Benzin tatsächlich erhalten). Insgesamt gesehen kam mir damals auch zu Gute, dass nach meinem fünfmonatigen Aufenthalt in Minsk zwei Jahre zuvor meine Russischkenntnisse zu dieser Zeit ganz passabel waren. Weiter ging es dann auf der Krim über Simferopol und Aluschta zum Zielort Jalta.


Nach acht Tagen waren wir dann am Nachmittag des 3. August endlich in Jalta angekommen. Die Unterkunft befand sich im Intourist-Camping 'Poljana Skasok' (Märchenwiese). Es war aber kein Camping-Platz im herkömmlichen Sinn: Wir wohnten im Hotelgebäude, ausserdem gehörte noch eine Reihe von Bungalows zu dieser vor beeindruckender Bergkulisse idyllisch im Wald gelegenen Anlage, die ca. 4 km vom Ortszentrum Jalta entfernt war.


Zunächst lag erstmal eine Stadtbesichtigung von Jalta an. Der Brunnen befindet sich im zentralen Ortsgebiet von Jalta. Immerhin hat die eigentliche Stadt Jalta bereits ca. 80000 Einwohner.


Dieses Bild entstand an der Meerespromenade (Nabereshnaja Lenina) in Jalta. Für mich waren es damals die ersten echten Palmen im Original!


Hier sieht man die Russisch-Orthodoxe Kirche im Zentrum von Jalta (Alexander-Newski-Kathedrale). Der Ort Jalta selbst besteht eigentlich aus einer Reihe von Orten. Gross-Jalta (insgesamt ca. 125000 Einwohner) erstreckt sich auf einer Länge von ca. 70 bis 80 km entlang der Südküste der Krim und umfasst solche Kurorte wie z.B. Gursuf im Osten, Massandra, Livadia, Gaspra, Alupka, Mischor oder Simeis im Westen.


Dieses Bild entstand auch auf der Meerespromenade, genauer gesagt am Hafen von Jalta. Wie man auf dem Bild sieht, gab es dort wie erwartet jede Menge Touristen im August.


Ein Tagesausflug führte von Jalta ins ca. 130 km entfernte Bachtschissarai (heisst wirklich so und bedeutet in etwa 'Palast in den Gärten'). Dort befindet sich der von Touristen sehr stark frequentierte tartarische Khan-Palast. Der Ausflug selbst musste per Bus erfolgen, da man auch noch im Jahr 1989 sich während des Aufenthaltes auf der Krim mit dem Auto nur im Bereich von 'Gross-Jalta' frei bewegen durfte (damit war zum Beispiel Sevastopol im Südwesten der Krim tabu, aber wenigstens musste man nicht mehr wie noch einige Jahre zuvor an jeder GAI-Station unterwegs einen Boxenstopp einlegen).


An einem Nachmittag ging es von Jalta per Boot gen Osten nach Gursuf (u.a. mit Bärenfelsen, Kinderferienlager Artek, Zwillingsfelsen Adalary und Puschkin-Grotte), an einem anderen Nachmittag gen Westen zum berühmten Schwalbennest im Ort Mischor im Westen von Jalta. Hier sieht man das auf einem Felsen 40 m über dem Meer im Jahr 1911/12 auf Veranlassung des deutschen Barons von Steingel für seine Geliebte entstandene Schlösschen von unten bei der Anreise per Boot (das Gebäude wurde im Jahre 1927 bei einem starken Erdbeben beschädigt und von 1968 bis 1971 restauriert, während unseres Aufenthalts war das Schloss nicht zu besichtigen, jedoch konnte man aussen herum laufen und den traumhaften Blick geniessen, heute soll sich ein teures Restaurant drin befinden).


Eigentlich bin ich ja richtiger Bade-Freak. Die Temperaturen sprachen auch auf jeden Fall dafür: täglich so etwa 25 - 28 Grad Lufttemperatur und 24 Grad im Wasser (allerdings kamen am Nachmittag öfter Wolken über den Bergen auf, und manchmal war es auch etwas diesig). Aber für unseren 9-tägigen Aufenthalt (bzw. 10 Übernachtungen) in Jalta lag so ein umfangreiches individuelles Programm an (und es gibt ja auch sehr viele Sehenswürdigkeiten in Jalta und Umgebung), dass kaum Zeit zum Baden blieb. Hier sieht man den recht vollen Strand vorm Hotel Jalta im Ortsteil Massandra, na ja die Betonplatten und die Holzpritschen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig. Jedenfalls sind Sandstrände auf der Krim sehr rar.


Hier hat man einen Blick auf den Livadia-Palast, wo im Februar 1945 die Jalta-Konferenz mit Churchill, Stalin und Roosevelt stattfand. Wir haben uns das Weisse Schloss auch von innen angesehen, aber den Konferenztisch wollte ich hier nicht präsentieren, das ist nicht so spannend! Auf jeden Fall gehört noch ein sehr schöner Park dazu mit Mammutbäumen, verschiedenen Zedern usw.


Einen Nachmittag sind wir dann in ein Naturschutzgebiet weiter oben in den Bergen gefahren. Hier befindet sich u.a. ein Restaurant (Lesnoj), ein schöner See (Karagol), ein Wasserfall (Utschan-Su) und sehr viel Natur.


Sehr schön ist auch der Nikitski-Botanische Garten im Osten von Jalta, zumindest fand ich damals die Pflanzenvielfalt (mit ca. 28000 Arten von Bäumen und Sträuchern) sehr beeindruckend. Toll ist auch die Lage am Hang, zum Meer abfallend.


Wenn unsere Unterkunft schon Märchenwiese heisst, haben wir uns auch die Namensgeberin in wenigen hundert Meter Entfernung vom Hotel angesehen. In diesem Freilichtmuseum sind Arbeiten von Bildhauern und Holzschnitzern der Krim zu finden, insbesondere werden die Helden der russischen Kinderbücher dargestellt.


Ein weiterer sehr schöner Palast mit einem Museum befindet sich in Alupka, ganz im Westen von Jalta am Fuss des 1233 m hohen Berges Ai-Petri. Auch hier ist der Palast wieder von einem tollen Park umgeben (u.a. mit Magnolien, Lorbeerbäumen, Zypressen, Oleander und chilenischen Araukarien).


9 Tage in Jalta gehen recht schnell vorbei. Dann ging es am 13. August im Wesentlichen denselben Weg wieder zurück. Sonntag Nachmittag in Saparoshje war dann das Benzin tatsächlich an allen Tankstellen aus. Lange Schlangen und kein Tankwagen in Sicht. In der Hoffnung, dass Montag Vormittag eher wieder Nachschub anrollt und mit noch ein paar Litern im Tank, sind wir dann Montag Morgen weiter in Richtung des nächsten Übernachtungsortes (Charkov) gefahren, an der ersten Tankstelle die gleiche Situation, an der zweiten Tankstelle leider ebenfalls, nun ging es aber mit nur noch ca. 2 Litern im Tank wirklich nicht mehr weiter (und der gute alte Messstab ist da wirklich unbestechlich, aber wenigstens misst er ziemlich genau). Als Ausländer schnell in der Schlange identifiziert, fragte mich jemand, was wir wollen (na ja - was schon an einer Tankstelle) und dann hat man uns auf eine der beiden Tankstellen auf der anderen Seite dirigiert. Trotz des auch dort üblichen Schildes 'Bensina net' (kein Benzin) hat man uns dann 20 Liter verkauft, und weiter ging's. Ach so zum Bild oben. Bei der Rückfahrt durch Kiew waren wir diesmal nicht im direkten Zentrum, sondern mehr am Dnepr (Mutter-Heimat-Denkmal u.a.), in Kirchen und auch im Höhlenkloster (siehe Bild).

So, nach sieben Tagen Rückfahrt bzw. nach insgesamt dreieinhalb Wochen auf Reisen mit sehr vielen Erlebnissen sind wir am 19. August 1989 alle wieder wohlbehalten in Magdeburg angekommen. Die 'robuste Zweitakt-Technik' hat uns nicht im Stich gelassen (für mich war es nach vielen Tatra-Reisen die letzte grössere Fahrt mit dem Trabi - unterwegs liegengeblieben bin ich trotz kilometermässig nahezu zweier Erdumrundungen nie, weder im In- noch im Ausland; gerade Letzteres war sehr wichtig, denn schliesslich war der Pannendienst des ADAC damals für uns noch nicht verfügbar und Ersatzteile meistens auch nicht). Eigentlich war ja damals für das nächste Jahr die fast 10000 km lange Kaukasus-Rundfahrt über Sotschi, Suchumi und Tbilissi bis Erewan in Armenien anvisiert und dann im Herbst 1989 auch schon gebucht (aber fortschreitende Krisen im Kaukasus und einige andere auftretende praktische Probleme haben dann im Sommer 1990 kurzfristig zu einer Änderung des Reiseziels geführt - und es ging schliesslich ins damalige Jugoslawien: Sarajevo, Mostar, Dubrovnik, Orebic auf der Halbinsel Peljesac, die Inseln Korcula und Mlet, und dann entlang der Adriaküste zurück - was auch sehr sehenswert war).


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Impressum Last updated: 28 Dec 2010